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Die Koptischen Christen haben in Aachen eine Heimat gefunden

Die Koptisch-Orthodoxe Kirchengemeinde von Aachen feierte ihren ersten Gottesdienst in der katholischen Sankt-Bonifatiuskirche, wo sie nun dauerhaft samstags als Gast sein können.

Die Koptischen Christen haben in Aachen eine Heimat gefunden

Durch einen Filmbeitrag vom WDR für die Lokalzeit Aachen kann der Gottesdienst per Livestream nachverfolgt werden.


Begeistert von dem Filmbeitrag interviewte Holger Weiss  Beshoy Shehata, Diakon der koptischen Gemeinde.



Holger Weiss: Beshoy, wie kam es zu diesem Engagement des WDR für Eure Koptisch-Orthodoxe Kirchengemeinde Sankt Marien & Sankt Demiana in Aachen, für die besondere Idee, die Regie und diesen professionellen Filmbeitrag der Lokalzeit Aachen am 11.6.2024 (von der 4:38 bis zur 8:15 Minute) mit Dir in der Hauptrolle über Deine Gemeinde und ihren Gottesdienst? Wie und was hast Du dabei erlebt? Was hat er in Eurer Gemeinde ausgelöst?


Beshoy Shehata: Ich bin mit dem zuständigen Journalisten des WDR in Kontakt getreten, nach einigen Gesprächen entstand die Idee, einen Filmbeitrag über unsere Gemeinde gemeinsam zu gestalten. Dieser begann mit einer detaillierten Planung, in der wir den Inhalt und die Ausrichtung des Beitrags besprachen.

Für unsere Gemeinde stellte dies eine hervorragende Gelegenheit dar, den Aachener Bürgern unsere Traditionen und Kultur näherzubringen. Wir sahen darin die Chance, ein breiteres Publikum auf unsere Gemeinde aufmerksam zu machen und den interkulturellen und -religiösen Austausch zu fördern. Die Erfahrung war für mich persönlich, sowohl neu als auch aufregend. Die positive Resonanz innerhalb der Gemeinde verdeutlichte, wie wichtig solche Medienauftritte für das Verständnis und die Integration in der lokalen Gesellschaft sind. Der Beitrag schärfte das Bewusstsein für unsere kulturelle und religiöse Vielfalt und brachte die Gemeinschaft noch enger zusammen.


Holger Weiss: Deine Gemeinde scheint ja jetzt in Aachen angekommen zu sein, nachdem ihr in der Katholischen Kirche Sankt Bonifatius Eure Gottesdienste dauerhaft feiern könnt und Du sie seit Anfang des Jahres in der ACK-Konferenz repräsentierst. Welche Entwicklungen konnte Deine Gemeinde in der Region bis heute entfalten und welche wollt ihr in den nächsten Jahren angehen?


Beshoy Shehata: Unsere koptische Gemeinde in Aachen ist eine wachsende und auch auf Facebook lebendige Gemeinschaft aus etwa 200 Familien aus verschiedenen Herkunftsländern. Unsere Gottesdienste feiern wir, wobei die Liturgie in koptischer Sprache, sowie auf Deutsch und Arabisch gehalten wird. Die Gemeinde organisiert zudem zahlreiche Aktivitäten und Veranstaltungen, z.B. Sonntagsschule, Bibelstudien, Jugendtreffen, Chorproben, Diakonentreffen und auch kulturelle Feste.

Derzeit verfügt die Gemeinde jedoch über keine eigene Kirche in Aachen, was dazu führt, dass sogar einige Mitglieder in andere Städte abwandern. Trotz dieser Herausforderung hat sich unsre Gemeinde in Aachen mit Hilfe unserer katholischen Geschwister, als Gast in der katholischen Kirche St. Bonifatius, etabliert. In den kommenden Jahren strebt die Gemeinde ein dauerhaftes Zuhause in Aachen an, ihre Aktivitäten weiter auszubauen und ihre wohltätigen Dienste zu erweitern, darunter die Integration vieler Menschen zu fördern und die Bindungen zur Aachener Gesellschaft zu stärken.


Holger Weiss:Mich interessiert auch Dein persönlicher Lebensweg und Dein Glaube, der Dich nach Aachen geführt hat und für die Intention ihr Diakon, ihr Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit und Vertreter in der ACK-Konferenz zu werden.


Beshoy Shehata: Ich kam, wie viele junge Menschen unserer Kirche, nach Aachen, um zu studieren und durch einen Freund, der selbst Diakon war, bin ich auf die koptisch-orthodoxe-Kirche in Aachen aufmerksam geworden. Von dem Moment an, als ich die Kirche betrat, wurde ich von einer echten Familie herzlich willkommen geheißen. Die gut strukturierte Organisation, mit verschiedenen spirituellen Aktivitäten vermittelte mir sofort ein Gefühl der Zugehörigkeit. In unserer Kirche lernte ich, dass der Glaube wie eine Kerze ist, die nur durch die Gnade Gottes leuchtet. Als Gläubige sind wir berufen, die Liebe, Aufopferung und das Licht, das wir von Gott empfangen haben, weiterzugeben. Diese Überzeugung, gepaart mit der engen Gemeinschaft innerhalb unserer Kirche, inspirierte mich dazu, Verantwortung zu übernehmen.

Durch den Segen Gottes und das engagierte Wirken vieler Gemeindemitglieder hatte ich die Möglichkeit, der Kirche auf besondere Weise durch die Berichterstattung in der Lokalzeitung von Aachen zu dienen. Es ehrt mich auch, die Kirche als Vertreter in der ACK-Konferenz zu repräsentieren und die ökumenische Zusammenarbeit zu vertiefen. Ich bin überzeugt, dass große Dinge im Glauben – wie auch in der Welt – niemals allein erreicht werden, sondern durch die Hingabe und Zusammenarbeit vieler. Es ist erstaunlich, was wir gemeinsam bewirken können, wenn wir den Dienst an anderen in den Vordergrund stellen und nicht nach persönlicher Anerkennung streben.


Holger Weiss: Ein koptischer Christ zu sein, ist sicher eine besondere Ausprägung des Christseins. Wie entstand und wirkt die Identität? Was ist die besondere Botschaft bzw. Sendung der Kopten an die Christen in Aachen und wie wirkt die Ökumene in Aachen auf die Kopten? Welche Entwicklungen scheinen für Dich bzw. für Eure Gemeindeleitung möglich?


Beshoy Shehata: Die koptische Kirche gehört zu den ältesten christlichen Kirchen der Welt und geht auf den Apostel Markus zurück. Die Identität der Kopten ist eng mit der Geschichte Ägyptens und den frühen christlichen Gemeinden verbunden, die über Jahrhunderte hinweg schwere Verfolgungen überstanden haben. Die koptische Kultur hat Wurzeln, die bis zu den alten Pharaonen reichen, und ist reich an Kunst, Musik und Liturgie, die sorgfältig bewahrt und weitergegeben wurden.

Die Botschaft der Kopten an die Christen in Aachen könnte darin bestehen, die Beständigkeit des christlichen Glaubens zu betonen und ein Beispiel dafür zu geben, ein reiches, kulturelles und religiöses Erbe zu bewahren und zu ehren. Die Gemeinde strebt eine stärkere Integration in die Aachener Gesellschaft an und hofft einen Beitrag zur Förderung von Frieden und Zusammenhalt zu leisten.

In Bezug auf die Ökumene arbeitet die koptische Gemeinde bereits mit anderen christlichen Gemeinschaften in Aachen zusammen, wie ihre Mitgliedschaft in der ACK-Konferenz zeigt. Diese ökumenische Zusammenarbeit könnte in den kommenden Jahren möglicherweise intensiviert werden.


Holger Weiss: Herzlichen Dank Beshoy für dieses für mich sehr interessante Interview. Es ist schön, dass wir uns dadurch besser kennengelernt haben. Ich wünsche Dir und Deiner Gemeinde alles Gute und Gottes Segen für die Zukunft.


Beshoy Shehata: Holger, ich danke dir von Herzen für dieses wertvolle Interview. Es hat mir große Freude bereitet, die Visionen und Traditionen unserer koptisch-orthodoxen Gemeinde mit dir zu teilen.


Holger Weiss 4.9.2024

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